Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1779 (07.46 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1717 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.65. EUR-CHF oszilliert bei 1.1742.
Die deutschen Steuereinnahmen sprudeln auch im April. So ist das, wenn man rechtzeitig Reformen macht. Dann klappt das mit dem Wachstum, dem Wohlstand und den Staatshaushalten. Im April legten die deutschen Steuereinnahmen im Jahresvergleich um 3,9% zu.
Die Erfolge, die in den Reformländern der Eurozone zu verzeichnen sind, belegen den Ansatz der Reformpolitik und bestätigen damit Aristoteles (Strukturveränderungen führen zu nachhaltigen Konjunkturveränderungen und schlussendlich zu veränderten Haushaltslagen).
Das galt bisher auch in erkennbaren Ansätzen für Italien. Der Pfad der widerwillig umgesetzten Reformen führte zuletzt zum stärksten Wachstum seit 2010/ 2011. Die Widerwilligkeit war der Katalysator für einen im Vergleich zu den übrigen Reformländern unterproportionalen Erfolg.
Die voraussichtlichen Koalitionsparteien der Lega und 5 Sterne haben ihr Programm, das im Widerspruch zu den Ansprüchen der EU steht, vorgestellt. Es beinhaltet mehr Ausgaben für soziale Zwecke, Steuersenkungen und eine Rücknahme der Rentenreform. Neuer Regierungschef soll der parteilose Guiseppe Conte werden, der der Lega nahesteht.
Beide Regierungsparteien vertreten Positionen, die mit Europa nicht in Einklang zu bringen sind. 5 Sterne sind Populisten und Opportunisten. Die Lega steht für ein Kleinstaatenprinzip, das im Widerspruch zu den Anforderungen der global aufgestellten Wirtschaft steht.
Da politische Stabilität nur bei wirtschaftlicher Stabilität erreichbar ist, muss dieser Ansatz als masochistisch klassifiziert werden.
Italiens voraussichtliche neue Regierung ist für Europa mindestens ein Hemmnis, vielleicht ein Risiko.
Italien zeigt Ignoranz bezüglich der positiven Reformerfahrungen der letzten acht Jahre. Ignoranz, geboren aus billigem Opportunismus, Realitätsverweigerung bezüglich der globalen Wirtschaftsstrukturen und ihrer Funktionsweisen und/oder auch Ideologie hat in der bisherigen Historie immer einen hohen Preis für die Allgemeinheit zur Folge gehabt. Wir sind nicht bei „Wünsch Dir was!“.
Aus der EU-Kommission wird von der neuen Regierung eine verantwortungsvolle Haushaltspolitik angemahnt. Italien habe nach Griechenland die höchste öffentliche Verschuldung - die Notwendigkeiten sind klar und offensichtlich.
Die italienische Historie (64 Nachkriegsregierungen) und der durch die Wahl zum Ausdruck gebrachte Glaube an „Dolce Vita“ das nicht aus dem eigenen Leistungsprofil geboren wird, sondern offensichtlich von Dritten beigesteuert werden soll, kann für Italien und für Europa zu einem harten Erwachen führen.
Fakt ist, dass der europäische Gedanke in Italien bestenfalls das Schicksal eines vernachlässigten Waisenkinds hat. Fakt ist, dass Italien das Thema Risikoaversion befördert!
Mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen!
Es gibt noch einen Problemfall jenseits des Atlantiks. Dort grassiert das Sanktionsfieber. Die US-Regierung verschärfte die Sanktionen gegen Venezuela nach der Wiederwahl Maduros.
Außenminister Pompeo drohte dem Iran mit den härtesten jemals verfügten Sanktionen auf Basis von Anschuldigungen, die nicht belegt werden. Mehr noch werden seitens der US-Regierung zwölf Forderungen an den Iran gestellt, um das in den Raum gestellte verschärfte Sanktionsregime verhindern zu helfen.
Wenn die USA diese Wege der Eskalation in der aktuellen Form so weitergehen, stellt sich die Frage, wie viele „Freunde“ die USA in 12 oder in 24 Monaten noch haben werden.
Der Versuch der USA, Teile der Welt über unmäßigen politischen Druck zu isolieren, kann auch zur Selbstisolierung führen. Diese US-Politik inkludiert das Risiko, dass der Rest der Welt sich vom erkennbaren Diktat der USA (nur 15% der Weltwirtschaft) befreien wird. Am einfachsten funktioniert das, indem man sich von dem Einfluss der Leitwährung USD und FATCA befreit. Alternativen gibt es!
An die Adresse von Brüssel und Berlin:
Ist es nicht an der Zeit, sich den Strukturen der aufstrebenden Länder (CIPS - Alternative zu SWIFT, der New Development Bank - Alternative zum IWF und der AIIB Alternative zur Weltbank) anzuschließen, um damit unserem exportseitigen Modell den Zugang zu den strukturell wachsenden Märkten und dem Projekt OBOR dauerhaft zu ermöglichen?
Die aktuelle Auseinandersetzung erlaubt keine Naivität.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 10 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
Kommentare
Geldeinsparungen über Reformen nützten nichts, wenn das eingesparte Geld dann doch wieder im römischen Politsumpf verschwinden. Hier wäre zu aller erst anzusetzen.
Was man dem Italiener aber nicht absprechen kann, ist die lebensfrohe und genussvolle Lebensweise - mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Da spart sich der Italiener dann auch die Ausgaben für aufputschende Medikamente, um in der Leistungsgesellschaft nicht unter die Räder zu kommen.
Die Reduzierung von Grillo auf Komiker im Mainstream ist albern und respektlos, sowie der ständige Joker Populismus... Guiseppe Conte stand und steht nicht der Lega, sonder den 5 Sternen nahe.
Für sie als Wahlsieger gab es keine andere Möglichkeit, um Egomanen wie Renzi oder Berlusconi zu verhindern, als sich mit der 2. stärksten Partei Lega zu koalieren, die für den Norden das sind, was die Republikaner für Bayern versuchten zu sein. Die "mitte"rechts Koalition von Lega Nord, Forza Italia (Fanclub Berlusconi) und Fratelli Italia (Faschisten) ist damit gesprengt.
Ich sehe hier eine große Chance, die korrupten, mafiösen, italienischen Strukturen aufzubrechen...
kleine Info.: ein Drittel der Abgeordneten im It. Parlament steht seitens der Staatsanwaltschaft unter Steuerhinterziehungs, Korruption / Mafia-kontakte und/oder bilden einer kriminellen Vereinigung Verdacht !
Trotz wechselnden Mehrheiten wurde die angefragte Aufhebung der Immunität eines Abgeordneten in geheimer Abstimmung fast nie aufgehoben - der wohl gefürchtetste Journalist Marco Travalio beschreibt das so: Abgeordneter wird man nicht vorrangig wegen Kompetenz, Erfahrung, sondern wegen Erpressbarkeit - auf gut deutsch: jeder hat Dreck am Stecken, das hält die Balance.
movimento 5 stelle bemüht sich um Transparenz, die ihres gleichen sucht - Streaming von Konferenzen, häufige Abstimmungen der Mitglieder im netz, großes internationales Berater Netzwerk (Ökonomen, Agrarwirtschatsprofessoren, Staatsrechtler etc.) Glauben Sie nicht, man sollte diesem sicher unkonventionellen Versuch, Italien aus dem von Vorgängerregierungen mit zu verantworteten Schlamassel ein Chance geben? alimenti per pensieri
"Italiens voraussichtliche neue Regierung ist für Europa mindestens ein Hemmnis, vielleicht ein Risiko."
Für Europa ? Bitte Europa nicht mit dieser verfaulenden EUdSSR der Plutokraten und Multis gleichsetzen.
Totgeburt und Spaltpilz Euro sind das wirkliche Problem und Risiko, angesichts unterschiedlicher Wirtschaftsleistungen und Lebensweisen in Europa.
Die italienischen Wahlen, so wie auch jene in Deutschland, haben gezeigt, dass es nichts nützt, neue
Parteien oder Bewegungen einfach als populistisch abzustempen. Es wäre hier wie dort viel nützlicher,
sich auf die effektiven Beweggründe der Wähler einzulassen. Wie überall in Europa leiden auch das
Gros der italienischen Bevölkerung massiv unter den Folgen des extremen Kapitalismus. Große Teile der italienischen Bevölkerung haben sich als die Verlierer der Globalisierung gefühlt und in der Tat haben die letzten Regierungen in vielen Bereichen die Interessen der großen Konzerne und weniger die der Bevölkerung vertreten. Es bräuchte auch in Italien, wie überhaupt in Europa wieder eine
"soziale Marktwirtschaft" und nicht nur die Interessen der übermächtigen Konzerne. Zwei Komponenten sind es im wesentlichen, die sich sehr hemmend für die wirtschaftliche Entwickung auswirken: die sehr komplizierte Verwaltung im allgemeinen und insbesonders bei der Arbeitssicherheit und eine nicht funktionierende Justiz. Prozesse , die meistens in drei Instanzen abgewickelt werden, dauern sehr oft bis zu 10 Jahren. Die enorme Staatsverschuldung
rührt noch von den 1970-er Jahren her. In dieser Zeit gab es eine reale Gefahr, dass Italien komunistisch
geworden wäre. Dies hätte für ganz Europa unabsehbare Folgen gehabt. Die Christdemokraten haben
in jener Zeit, dank großer Wahlversprechen (auf Pump) zusammen mit den Sozialisten gerade noch die Oberhand behalten können. Dies sollte man immer noch bedenken, wenn man die enorme Staatsverschuldung anprangert. Geben wir den gewählten Parteien einen Vertrauensvorschuss und seien wir vorsichtig optimistisch.
Conte steht nicht der Lega nahe sondern dem Movimento 5 Stelle.
Der kleine "Aufschwung", den es ja kaum gegeben hat, ist wenn schon dem billigen Geld und dem niedrigen Ölpreis geschuldet, der hat sicherlich mehr Effekt als die angeblichen Reformen, die ja gar nie stattgefunden haben.
Bürokratie ist gestiegen, Arbeitslosigkeit mehr oder weniger gleich, Jugend und Kapital zieht weg.
Und von dolce vita hat die Regierung auch nie gesprochen. Es wurde hingegen von Schuldenlöschung gesprochen und da die EZB nie ein Mandat hatte Anleihen aufzukaufen, kann auch keiner was sagen, wenn ich diese Nullen im PC lösche. Die EZB gehört ja anteilig auch Italien.
Eurokritisch? Nein, sie wollen Europa, aber nicht dieses Europa und da liegt ein grosser Unterschied.
Italiener wollen kein deutsches und auch kein französisches Europa.
Beide Regierungsparteien in Italien vertreten Positionen, die mit Europa nicht in Einklang zu bringen sind.
Da kann man nur Sagen, Gott sei Dank lehnen sich endlich die ersten gegen diese kourrupte EU auf.
Solch eine EU braucht keiner, außer Banken.
Nach diesen Artikel zu urteilen sind Sie nicht sehr informiert über das was Sie da schreiben.
Wahrscheinlich hätten sie lieber einen Berlusconi als Ministerpräsident , denn dieser würde wahrscheinlich
den Status quo erhalten und die Politik in Brüssel unterstützen , deren Ziel es ist den Reichen die Steuern zu erlassen und die übrige Bevölkerung Europas zu enteignen. Dies ist es doch was mit Reformen gemeint ist.
Sozialleistungen kürzen oder ganz aussetzten , Löhne der Arbeitnehmer reduzieren , höhere Steuern für Normalverdiener usw. um Banken zu retten , Steueroasen für Reiche zu schaffen usw.
Man sollte jeder politischen Bewegung die Möglichkeit geben dieses System zu verändern und nicht gleich im Vorfeld alles mit den üblichen Klischees schlecht schreiben.
Schade , ich dachte Herr Hellmeyer Sie wären ein objektiver und informierter Weltbürger
Wie immer liegt die Wahrheit wohl in der Mitte. Letztendlich ist die italienische Entwicklung seit nunmehr Jahren absehbar für jeden der sich mit Makroökonomie beschäftigt (selbst Flassbeck und Sinn debattierten schon vor gefühlten Ewigkeiten darüber)...
Wo gerade in Spanien die Privatverschuldung das Hauptproblem ist, ist es in Italien die Staatsverschuldung... Während sich die spanischen Staatsschulden durch die EZB-Ankäufe und die vorgegebene Kreditierung durch die deutsche Bundesbank bei letzterer sammeln liegen die italienischen Staatsschulden seit je her gerne bei deutschen Kapitalsammelstellen wie Lebensversicherern, Betriebsrentenfonds etc. etc.. Nicht umsonst hat die Bafin festgestellt, dass 1/3 der Lebensversicherer in schwieriges Fahrwasser gerät und jede 10-te kurz vorm Absaufen ist...
Ähnlich sieht es im Bankensystem aus. Die 4 größten italienischen Banken sind... de facto pleite... Jeder Trottel kann nachrechnen, dass die Eigenfinanzierung vieler europäischer Banken ab 2020 massiv ins Wanken kommt; von italienischen Banken mit einem noch höheren Anteil ausfallgefährdeter Kredite ganz zu schweigen....
Die versprochenen Wohltaten in Italien werden ganz simpel über die EZB zu erpressen sein... Zieht die EZB mit einer Kreditierung durch die Wohlstandsländer nicht mit, ist ganz schnell der Euro gefährdet... Lebensversicherungen und Rentenkassen melden sich bei der Bafin, wonach das Versicherungsaufsichtsgesetz greift und die Auszahlungen eingeschränkt oder ausgesetzt werden können und ruhende Verträge zu bedienen sind... Bei der Bundesbank werden durch die EZB weitere Staatsschulden kreditiert, so dass dem deutschen Auslandsvermögen (ist ja auch nur das größte der Welt nach Japan) immer mehr nur ausfallgefährdete Schuldscheine der EZB gegenüberstehen...
Kommt es dann zum Schwur und die Bürgschaft (nämlich nichts anderes ist das Eurosystem) wird fällig, können sich die Nordstaaten nicht verwehren, weil sich nämlich ansonsten die verbürgten Vermögenswerte zusammen mit der EZB in Luft auflösen.... Gläubiger eines dann nicht mehr existenten Systems zu sein ist wenig lukrativ... Man kann dann nicht einmal mehr andere europäische Staaten belangen... Ob das wohl so gewollt ist...?
Nun Spanien macht es vor und hat bereits die Hälfte seiner Staatsschulden "umgeschuldet"... Nur wie gesagt: in Spanien sind auch eher die Privat- und nicht die Staatsschulden das Problem. Versucht Italien ähnliches, wird die Restlaufzeit der EZB wesentlich schneller vorüber sein...
Dann sollen die satt Schulden machen in türkischen oder besser noch in venezolanischen Größenordnungen. Hätte nichts dagegen. Nur leider sind die Italiener schlau genug, weiterhin die Euro-Nachbarn anzubetteln.
Die tun ja ständig ordentlich was in den Klingelbeutel. Deren Gutmütigkeit, um den Euro zu retten, ist ja grenzenlos! Das funzt wohl noch so eine ganze Weile lang!!!
Geldvater Draghi wird es schon richten!